Experts have been unable to understand the origin of the practice of routine male circumcision. Most of the literature shows no awareness of phimosis - its frequency - or the sexual and erectile problems which can be cured by circumcision. If routine circumcision had been introduced for this most obvious reason of eliminating difficult foreskins; then the importance of an alternative modern method, suitable to our culture's attitudes in this day and age, would be clear.


FELIX BRYK
"Die Beschneidung bei Mann und Weib"

Gustav Feller. New Brandenburg. (l93l)
TEIL VIER
S. 155-187


SUMMARY
Full Index

Teil Vier
Page 181-217

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(RS hilfes anleitung)
Bryk`s Erklärung (Geschlechtsakt)
FUNKTION DES PRÄPUTIUMS
Denudation: - Tiere - Kulturen brauche
Betonung des glans
Bryk - Denudation brauche
Chemische denuadation
Die Vorhaut Komplex
Function des Präputiums
Fruchtbarkeit im Älter
Chinesische Eigenblutbehandlung
Implantation
DIE EINBURGERUNG DES BRAUCHES


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So käme nun schließlich mein Erklärungsversuch, dem physiologische wie mimetische Motive zugrunde liegen, an die Reihe. Angedeutet wurde er im Neger-Eros,1) jedoch seine Begründung blieb aus. Sie wird jetzt nachgeholt.

1) F. Bryk, Neger-Eros, 1928 (p. 122 (Fußnote) und 55).

Ich (1, p. 122) erwähnte anläßlich der Behauptung, daß die Schwarzen als echte Naturmenschen die Genitalien der Tiere eingehend beobachten, in einer fußnote:

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"Besonders der Haustiere. Diese Beobachtung, besonders bei eregierten Hengsten, Stieren usw., wird den Anstoß zur Beschneidung des Präputiums gegeben haben."

Über den Grund der Beschneidung erklärte ich (Bryk, 1, p. 55):
"Mir scheint vielmehr, daß der Hauptgrund der Beschneidung sich unschwer aus dem Wesen der Sexualität ableiten läßt."
"Der Mann ist bestrebt, sich den oft umständlichen Geschlechtsakt so bequem wie möglich zu gestalten; und es läßt sich nicht bestreiten, daß dabei oft die Vorhaut ein gewisses, bisweilen sogar schmerzendes Hindernis in den Weg legt, da sie nach Eindringen der Eichel stark eingeklemmt werden kann, was den Akt erschwert oder falls dabei das Präputium die Glans nicht frei läßt, die ejaculatio seminis beschleunigt. Was lag da näher, als dieses Hindernis zu beseitigen, zumal man dadurch noch ein Schönheitsmerkmal für die erlangte Reife erlangte.

"Von sekundärer Bedeutung war dabei noch die auf einige Monate ausgedehnte Genesungszeit, da der nun zum Manne gestempelte Jüngling in Ermangelung von Schulen erst jetzt Gelegenheit finden konnte, in alle Myterien des lebens von seinem Meister eingeweiht zu werden."

Vor Bryk wurde ganz deutlich die Frage der Funktion der Vorhaut während der Kopulation, bezw. die Wirkung der Beschneidung auf die verzögerung der Ejakulation von Merker 1) ausgesprochen

1) Dieser Eklärungsversuch konnte von allen Autoren nur deshalb übersehen werden, weil ihn die erste Auflage seines Werkes, die doch immer zitiert wird, noch nicht kennt, die zweite Auflage aber daraufhin nicht untersucht wird. Der zufall spielte mir die zweite Auflage in die Hand und da war ich erstaunt über die Kongruenz unser Gedankengänge

Merker schreibt (p. 331)
"Nach vorstehendem scheint die Knabenbeschneidung ihre Entstehung der Anschauung zu verdanken, daß sie die Zeugungsfähigkeit des Mannes erhöhe.
Quod judicum positum est in experientia, virum membro circumciso coire longius foeminam magis irritari. Vir memhro non circumciso coeuntis seminis ejaculatio acceleratur, saepe nimis, priusquam feminae voluptas venerea culmen ascenderet. Membro circumciso seminis ejaculatio retardatur et cum voluptatis venereae culmine congruit, quod ad conceptionem efficiendam faustum est.

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Dies führt zu der Vermutung, daß der Gesetzgeber welcher die Knabenbeschneidung eirführte, in der Absicht handelte, die Empfängnis zu begünstigen und damit die Geburtenzahl, i. e. die Volksvermehrung zu erhöhen. Die Beschneidung wurde zu einer Vorbereitung zur Ehe und, wird demgemäß noch bei den Massai, wie auch bei anderen Naturvölkern, erst nach Eintritt der Pubertät ausgeführt. Eine spätere, Zeit machte sie für die Israeliten und Massai zum Stammeszeichen und verlegte sie als solches bei ersteren in die früheste Jugend."

Merker bezweifelt den Nutzen der Reinlichkeit (II, p. 332):
"denn bei den nur sehr dürftig bekleideten Naturvölkern ist der fragliche Teil so viel mehr der Einwirkung von Staub usw. und der Verletzung durch Dornen, stachlige Blätter, Blüten und Gräser ausgesetzt, als er sonst wäre."

Auch Friederici und Fehlinger vertreten dieselbe Auflassung, die dann von van de Velde (p. 186) zusammen gefaßt wurde.
"Die schwarzen Jungen, die auf den Pflanzungen zusammenkommen, besprechen diese Dinge unter sich und wissen, diß die beschnittenen unter ihnen viel weniger Sensibilität in der Glans besitzen als die nicht so behandelten. Die Beschnittenen geben ganz offen zu, daß sie bis zur Ejakulation länger brauchen als die Unbeschnittenen." (Friederici.)
"Der Zweck der Beschneidung ist wahrscheinlich die Verlängerung des Geschlechtsaktes, da die der Bedeckung benommene Eichel weniger empfindlich ist als die bedeckte." (Fehlinger.)
"So braucht es nicht Wunder zu nehmen, daß man in der neuen Literatur wiederholt Frauengestalten begegnet, die den Gegensatz zwischen Wollen und Können auszugleichen versuchen, indem sie sich, nach unbefriedigenden Beziehungen zu anderen Männern, einem Beschnittenen zuwenden.
"Ob dem Mann mit der Verminderung der Empfindlichkeit der Glans ein Teil des Geschlechtsgenusses verloren geht, oder ob die in dieser Weise verursachte Verlängerung des Aktes ihm ein Plus am Genuß bedeutet, laßt sich schwer entscheiden "Sicher ist, daß im allgemeinen die Naturvölker, und besonders die Orientalen, den Verlust des Präputium in dieser Hinsicht und aus diesem Grunde als einen Vorteil betrachten,

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denn sie legen auf eine möglichst lange Ausdehnung des Coitus meistens großen Wert. Es mag hier gewillt die allgemeine menschliche Neigung mitspielen, jeden Genuß so viel wie möglich auszukosten, und insbesondere der Wunsch sich geltend machen, eine (erfahrungsgemäß immer nur allzukurz scheinende) Reihe von so intensiven Lustgefühlen nach Kräften zu vergrößern. Ich halte das -- sexual-psycliologisch gesprochen -- für eine völlig normales Verlangen, das bei geschlechtlich gesunden Menschen jedenfalls beim Manne, bewußt oder unbewußt, in Erscheinung tritt. Ein noch bedeutenderer Faktor ist jedoch die seelische Einstellung des Naturmenschen, der (auch wenn er übrigens das Weib mißachtet, es als Besitz betrachtet und als Lasttier behandelt) viel größeren Wert auf den Geschlechtsgenuß der Frau legt als der Durchschnittsmensch. Er - der Naturmensch - ist mit dem Ablauf des Coitus und mit sich selbst nicht zufrieden, wenn die Frau nicht von ihm befriedigt wurde.(1) Er freut sich - ein "Don Juan contemporain" wie er im Buche steht - nicht des Genusses, den er empfunden, sondern dessen, den er geschenkt hat."

1) Die Belege hierzu werden leider nicht mitgeteilt. (B.)

"So ist denn der Stolz, ein begehrten Partner im Geschlechtsverkehr zu sein, nicht der unwichtigste der Gründe, die den Mann die stattgefundene Abtragung des Präputiums schätzen lassen." (Van de Velde.)

Auch Doiteau empfiehlt Individuen mit "coit bref"' Beschneidung. (Doiteau, p. 22). Über die physiologische Wirkung der Beschneidung auf die Erektion, auf die Retardierung der Ejakulation und andere Begleiterscheinungen während des Geschlechtsaktes wurden bisher noch keine Untersuchungen angestellt und es ist dies auch schwer und sehr kompliziert, denn es könnten dies nur Männer tun, die schon den Beischlaf wiederholt ausgeübt hatten, bevor sie sich selbst beschneiden ließen.(2) Diese Männer müßten vor der Beschneidung genau die Funktion ihrer Vorhaut verfolgt, um danach den Unterschied feststellen zu können; aber

2) Ein bekannter finnischen Arzt, der sich im Mannesalter beschneiden ließ, teilt mir mit, daß nach vollzogener Beschneidung die ejaculatio seminis anfangs beschleunigt wurde, weil die sensiblen, früher versteckten Stellen der Glans nunmehr bloßgelegt wurden. (B.)

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nach meiner Enquete zu urteilen, haben davon die meisten Männer keine Ahnung, weil die Verstandeskontrolle in congressibus versagt. Wo die Liebe beginnt, hört der Verstand auf.

Dem zufolge ist unsere Literatur so arm an Angaben über die Rolle der Vorhaut während des Geschlechtsaktes. Ich konnte nur Andeutungen bei Adler finden, die ich erst bei Besprechung der Beschneidung des Weibes und der mit ihr im Zusammenhnge stehenden Rolle der Klitoris anführen werde.

In diesem Zusammenhange ist es sehr wertvoll, was mir Dr. Srecko Milic, Primarius in Essegg, spontan mitteilte: zwei ältere Herren ließen sich von ihm beschneiden, nicht etwa um eine Phimose beseitigt zu haben, sondern lediglich, um während des Geschlechtsaktes eine Retardierung der Ejakulation zu erreichen. Beide Herren sind, unabhängig von einander, von jenem Wunsche getrieben, auf dieselbe Idee gekommen, sich diesem operativen Eingriff zu unterziehen. Nach Versicherungen meines Gewährmannes hätte die Operation ihren Zweck erreicht.

Die Ethnographie liefert uns einige Winke über die lange Dauer des Begattungsaktes bei den Primitiven, die sich. in vielen Fällen auf Beschnittene bezieht. So erwähnte Moszkowski in seinem Vortrage in der Ärztlichen Gesellschaft für Sexualwissenschaft und Konstitutionsforschung (Februar 1929) über das "Geschlechtsleben in Australien", daß er einen Begattungsakt beobachtet hat, der eine halbe Stunde dauerte. Auf meine Frage, ob der betreffende Mann beschnitten war, bejahte mir dies Moszkowski.

Bei Frobenius (I, p. 329) findet sich eine Angabe, daß die Bassari sich beeilen, "möglichst schnell die Ejakulation zu erzielen"; er hockt, sie liegt. Dieser Negerstamm verspottet die Beschnittenen, Männer wie Weiber. Also hier haben wir eine Angabe, daß ein nicht beschnittener Stamm der "Primitiven" schnell ejakuliert, eine Angabe, die in scharfem Kontraste zu den Befunden von Moszkowski und Eylmann stellt, die sich auf Beschnittene beziehen. Eylmann (p. 123) schreibt hierüber:
"Nach den Angaben, die mir Buschleute gemacht haben, soll der Begattungsakt bei den Eingeborenen übrigens recht lange währen. Um nicht-mißverstanden zu werden, füge ich dem eben Gesagten hinzu, daß meiner Überzeugung nach bei Natur-Völkern beide Geschlechter im allgemeinen nicht so schnell

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sinnlich aufgeregt werden, wie Leute, die einem hochstehenden, mehr oder weniger nervenschwachen Kulturvolke angehören, wie z. B. wir Deutsche."

Die Angaben über die Dauer sind natürlich auf ihre Zuverlässigkeit hin nachzuprüfen. Der Neger renommiert gerade auf diesem Gebiete gerne (Bryk, 1, p. 116, 117). - Bei den Erwägungen über die Dauer des Begattungsaktes muß auch die Stellung der Koitierenden berücksichtigt werden, da es ja bekannt ist, daß bei ein und demselben Individuum die Beschleunigung oder Retardierung der Ejakulation von den verschiedenen "Positionen" abhängt. (Adler). Also muß die heute im Vordergrunde der populären erotischen Aufklärungsliteratur so aktuelle Frage der Positionen (1) bei künftigen Forschungen und Erwägungen über die Wirkung der Beschneidung berücksichtigt werden. Bei den aethiopischen Stämmen ist nach Frobenius (I, p. 276) die Hockstellung die typische, sie ist die "einzig anständige". Die normale "Deckungsform" gilt bei den Tschambo als widerlich; sie bietet auch
"nur geringe Aussichten auf baldige Nachkommenschaft". Nach Riedel
"fit coitus in silvis valde secreto modo, bei einigen Stämmen in hockender Stellung, wie bei den Marego oder den Orang-Utan und anderen Affen-Arten. Die männlichen Genitalien sind klein, ebenso die Vagina der Weiber."

1) Bei Meisenheimer (p. 206-263) findet man eine Zusammenstellung des Stoffes.

Sollte sich dann sogar herausstellen, was freilich noch fraglich ist, daß die von Bryk und Merker vorausgesetzte Wirkung der Beschneidung ausbleibt, also nur eine illusorische ist, so

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wäre dadurch immer noch nicht jener Erklärungsversuch, der jene Wirkung von der Beschneidung erwartet, aber nicht erreicht, als unzureichend zu verwerten, ebenso wenig wie die ihm vorangehenden psychischen Vorgänge zu leugnen wären. Denn damit muß man bei der Vorstellungskraft des Prälogikers rechnen, daß für ihn Wunsch und dessen Erfüllung bei seiner unglaublichen Suggestibilität zusammenfallen. Die ganze Heilkunde der Primitiven beruht ja im Grunde auf dieser Voraussetzung.

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DIE FUNKTION DES PRÄPUTIUMS
WÄHREND DIE EREKTION UND DES KOITUS

Durch die aufrechte Haltung ist beim Menschen wie bei den Fledermäusen der sonst in der gefalteten Vorhauttasche verborgene, nicht eregierte Penis (Meisenheimer, p. 255) hervorgetreten. Infolgedessen hängt er als Penis pendulus im normalen Zustande mit Ausnahme bei den Buschmännern, bei denen er sich als Penis rectus erhalten haben soll.1) Dabei hat sich allmählich die gefaltete Vorhaut-Tasche umgebildet, indem sie sich nach vorn verschob, aber sich gleichzeitig entfaltete, so daß sie jetzt mit ihrer Hautduplikatur eine homogene Verlängerlung der Penishautdecke bildet. Sie ragt gewöhnlich aber die Penisspitze mit einem rüsselartigen Fortsatze hinaus, vermag sich aber im Erektionszustande mehr oder weniger zurückzuziehen, bezw. wird durch das Hervortreten des gesteiften gliedes nach rückwärts gestülpt.

Das Präputium wird von vielen als Schutzorgan aufgefaßt, das "die zarte Haut der Eichel vor äußeren schädlichen Einflüssen zu schützen" (Kutna, p. 100-102) und die Sensibilität des Geschlechtsteils zu erhalten (Doitea.u, p. 20) hat. Auch hat sie sich dabei "schlüpfrig zu erhalten, so lange die Eichel nicht in Funktion tritt." Da "den Schutz, den ursprünglich die Vorhaut gewährte, seit Jahrtausenden die Kleidung bietet, so hat die Vorhaut im Laufe der Zeiten ihren Hauptzweck eingebüßt; sie ist

1) Nach den neuesten Untersuchungen von Dr. L. Schu1tze (p. 209) ist der Buschmann-Penis bald hängend (pendulus), bald abstehend (rectus).

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geworden das entbelirliche Rudiment. eines einstigen Schutzorganes, das in steter Rückbildung l) begriffen ist."

Durch die Domestikation, die auch sonst auf die Sexualität negativ eingewirkt hat, - ich erinnere daran, daß sich unsere unbeholfenen Haustiere, das Rind, Pferd und der Hund, all-

1) Daß sich das Präputium in Rückbildung befindet, ist eine noch nachzuweisende Behauptung. - Wenn es nur als Schutzorgan aufzufassen ist, so ist es nicht gerade vom Primitiven, der nackt in allen dornigen Gestrüppen herumgeht, zweckmäßig, wenn er sich beschneidet und dadurch des natürlichen Schutzorganes beraubt. (B.)

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mählich daran gewöhnt haben, sich bei ihrem "Wurfe" auf die Hebammendienste des Menschen zu verlassen oder daß bei der Deckung der Mensch oft auf diese Weise intervenieiren muß, daß er das erigierte Glied des Stieres in die Scheide der Kuh steckt, um auf diese Weise die Prozedur zu erleichtern --, hat der mensch unter anderen guten Eigenscaften auch die deir, Retraktibilität, der Zurückziehbarkeit der Vorhaut, im hohen Maße eingebüßt. 1) Ich lasse es dahingestellt, welche Faktoren diese Degeneration bewirkt haben, ob sie überhaupt eine Folge oder Begleit-Erscheinung des Umbildungsprozesses des Säugetierpenis zu einem Penis pendulus ist, ob sie begünstigt wurde dank der Verwandlung der vorderen Extremitäten zu einem der 1 kunstvollsten Gebilde am menschlichen Körper, zu einer Hand 2), die nun im entscheidenden Momente behilflich eingreifen konnte öder ob sie mit dem Aufgeben der brünstliclhen Periodizität, an deren Stelle eine stete Bereitschaft ("semper pronto" wie es bei Casanova heißt) einsetzt, im Zusammenhange steht. Es. könnten auch alle drei Faktoren eingewirkt haben!

Kurz auf der ganzen Erde wird bei nicht in der Jugend beschnittenen Völkern die Zurückziehung der Vorhaut manuell besorgt, die Eichel wird entblößt, oder wie das bei Verlaine so schön heißt, "entmützt", ("décalotté"). Bei uns geschieht das im Geheimen, in Japan ist das eine geradezu öffentliche Angelegenheit; das Zurückgezogentragen gehört zum Nationalcharakter des Japaners. In Japan sagt man allgemein, daß das Glied des Europäers "kawa-kamuri" (kawa = Haut, kamuri = bedeckt) ist. "Kawakamuri" ist für einen Japaner sehr beschämend. Schon Adsutane Hirata ("Ibuki Oroshi") hat auf den Unterschied zwischen dem Penis eines Europäers und eines Japaners aufmerksam gemacht und deshalb den europäischen Penis mit dem eines Hundes verglichen. Auch in der japanischen Kunst von 1751-1780 erkennt man den hundeähnlichen Penis der Holländer, man dachte sogar, daß er auch

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bei der Erektion die Eichel bedecke. Es ist ferner interessant, von unserem Gewährmanne, dem japanischen Arzte Adachi, über die psychischen Vorgänge, die zur Denudation der Eichel führen, näheres zu erfahren.

"Jeder ins mannbare Alter tretende Japaner, fragt sich anfangs, warum seine Eichel nicht vollkommen frei ist, wie die anderer Erwachsener, und kommt auf diesem Wege auf den unglücklichen Verdacht der unnatürlichen Form seines eigenen Gliedes." Er schiebt darauf hin die Vorhaut zurück. "Diese Operation wird von jedem ausgeübt, aber geheim gehalten." Sie ist keine Sitte "sondern ein fast allgemeiner, aber ganz heimlicher Gebrauch", der von jener "Schande des kawa-kamuri diktiert wird."

Den Ursprung dieses Brauches erblickt Adachi in der Phimose*. Hier wird wieder das Motiv mit der Wirkung verwechselt. Adachi gibt ja selbst ein mimetisches Motiv (das Vorbild des denudierten Penis der Erwachsenen) als das treibende an.

*Ich weisse nicht wo Bryk diese Idee hier hat - in Adachi, Buntaro, Über den Penis der Japaner, Zeitschrift f. Morphologie und Anthrop., 5 Heft 2, p.351-356 (1903) Adachi sagt nichts zu den Thema nur über die Blosslegen der Eichel: "Der Ursprung dieser merkwürdigen Sonderbarkeit dürfte in der Phimose oder in einer Beschneidungssitte zu suchen sein."(RS)

Adachi nennt die stets freie Eichel der Japaner "eine künsthehe Erscheinung". Die Denudatio erfolgt auf diese Weise, daß die Vorhaut hinter die Corona glandis geschoben, dabei oft mittels einer Schnur festgehalten wird, so daß sie schließlich oft "nicht mehr über die Eichel vorgeschoben werden kann." Interessant ist nun das gegenseitige Verhalten der Japaner in bezug auf diese Eigenart. Im Bade oder bei ärztlichen Unterrsuchungen (z. B. bei der Assentierung) würde sich ein Japaner nie anders als denudiert zeigen. Schlüpft ihm bisweilen die Vorhaut nach vorne zurück, schnell zieht er sie nach hinten zurück, um nicht den guten Ton zu verletzen. Bei uns verhält es sich ganz umgekehrt. Der Europäer wird bei ähnlicher Gelegenheit die etwa nach hinten zurückgestülpte Vorhaut schnell nach vorn ziehen. Ähnlich macht es der Eskimo, der nackt in seiner Schneehütte herumgeht, aber nicht vergißt, mit einer Fischsehne die Vorhaut zuzuschnüren, damit die Eichel nur nicht zum Vorscheine komme. Auch die Kunst bietet ähnliche Parallelen. Während in der japanischen Kunst der Penis nie anders als denudiert dargestellt wird, zeigt die Kunst des Abendlandes mit Ausnahme der phallischen bei nackten Statuen oder auf Bildern das Glied des Mannes nie anders als mit dem rüsselartigen Fortsatze des Präputiums bedeckt: ich

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erinnere an die griechische Plastik mit ihren Adonis, Phoibos, Dionysos usw. Der mit der Vorhaut bedeckte Penis wird bei uns als schön aufgefaßt, schon aus diesem Grunde bemüht sish Doiteau die Posthectomie derart auszuführen, daß der beschnittene Penis wie unbeschnitten aussehe. Ganz genau so verhält es sich in Afrika: die Stämme, die beschnitten sind, bilden auf ihren Holzplastiken das Glied stets beschnitten ab, die angrenzenden Stämme, die den Beschneidungsbrauch nicht kennen, bilden dagegen stets das membrum praeputiatum ab. 1)

1) Vergleiche auch v. Sydow, II. Bd.

Auch die Sprache hat die eben von der darstellenden Kunst hervorgehobenen Unterschiede für die Bezeichnung der Eichelentblößung festgehalten. In Europa heißt seit Aristoteles allgemein die entblößte Penisspitze Eichel, weil sich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen jener Frucht und dem halbdenudierten Penis nicht leugnen läßt. Bei Erwachsenen kommt nämlich, sei es infolge von Masturbation, sei es von wiederholt erfolgten Geschlechtsakten, die Eicheispitze oft zum Vorscheine, indem die eingeschrumpfte und zurückgezogene Vorhaut einen mehr oder weniger großen Teil der Glans freilegt und in diesem Zustande verharrt. Dieser Präputial-kranz, den Falten und geschwollene Venen gittern, erinnert tatsächlich mit der Penis spitze an den Eichelbecher der Baumfrucht, aus dem die Eichel hervorlugt. Bei den Japanern hingegen heißt die Eichel, die ganz frei getragen wird, also anders aussieht: "kito", Schildkrötenkopf, weil sie, wie die Beziebung des Schlangenkultes zum Phallusdienste schon zeigte, .einem Reptilenkopfe ähnelt.

Der ursprüngliche Begriff "Eichel" hat somit die Glans (s. str.) von der sie halbbedeckenden Vorhaut noch nicht unterschieden, sondern beide Organteile als bildlich zusammenge-

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hörend aufgefaßt. Ich habe auch darauf hingewiesen, daß die alten Israeliten ursprünglich für die Vorhaut keinen eigenen Begriff hatten, weil sie diese als einen zur Hautdecke des Penis gehörenden Teil auffaßten. Im lateinischen Präputium soll jedoch schon nach Blanchard ein Hinweis auf die Beschneidung enthalten sein, da das Wort putium von puto ("a putando dictum") abstammen soll. Laut Stieda (p. 240) soll sich sogar das italienische "putto", "puzzo", "puzzoso", das auch im Deutschen als Putte bekannt ist, von "putium" ableiten lassen; Putte würde also so viel wie Schwänzlein bedeuten.

Jene Primitiven, die bereits die Beschneidung kennen, unterscheiden freilich ganz deutlich die Vorhaut von der Entblößung des Penis, bezw. vom Beschnittensein. Bei den Nandi heißt der unbeshnittene Penis (pirtit) anders als der beschnittene. Die Pitta-Pitta nennen den unbeschnittenen Knaben "Nulla-Maro" d. h. Vorhautsbesitzer im Gegensatze zum Beschnittenen der "Kati" (= Kopf) heißt, und sein beschnittenes Glied "mondo",. Auch in Europa nennt man die Glans oft Kopf (z. B. Finnen)(1) wie in Japan (Adachi, p. I nota 2.). Dort ist freilich der Kopf als Hut eines Pilzes aufzufassen.

1) Kopf hat aber auch gleichzeitig die Bedeutung von Spitze oder Ende, Sonst heißt der wissenschaftliche 'I'erminus finnisch terska.

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"Der Steinpilz ist für die Europäer wie auch für die Japaner seiner Form wegen oft Gegenstand proletiger Witze, wobei - das ist zu betonen, vom Japaner der dickere Teil als "Kopf" (auch Glans) aufgefaßt mird."

Noch Eberth vergleicht in seinem wissenschaftlichen Werke die Eichel mit dem Hute eines Pilzes. Kopf ist wohl die häufigste Bezeichnung für Eichel und das Verlainesche "entmützen", wie das polnische "kapucyna rznac" (= masturbieren, wörtlich "einen Kapuziner schlagen" (von Kapuze)) sind wohl weitere bildliche wie begreifliche Ableitungen, die im Zusammenhange mit dem Bedecktsein oder der Entblößung des Kopfes stehen. In der Vorstellung ist aber auch der Kopf natürlich mit seiner auffallendsten Funktion der des Essens, verbunden und daraus erklärt sich, wieso der Primitive das Koitieren mit dem Essen identifiziert, wie die Redensart bei den Nandi (Bryk, p. 117) zeigt. Auch die Gemütsbewegungen des Kopfes werden auf sein Ebenbild, die Glans übertragen: so sagt die Nandierin beim Anblick eines entzündeten Penis "er ist erzürnt". Auch das Wort Phimose leitet sich von ähnlichen primitiven Assoziationen ab, von § den Maulkorbe, der pathologisch sich nicht-zurückstreifen-lassenden Vorhaut, die das Maul zuhält.

Noch merkwürdiger und für unsere Befunde wertvoller sind in diesem Zusammenhange die Deduktionen von v. Sydow, der in der übertriebenen Übersteigerung der Größe des Kopfes bei den Plastiken der Primitiven eine unterbewußte Abhängigkeit der Phantasie des Primitiven vom Phallus-Bilde, das ihn ganz und gar beherrscht, erblickt.
"Aber auch diese frappierende eigentümlichkeit wird aus dem Bilde des aufgerichteten Phallus als erogen fundiert. Denn dann zeigt sich, daß die Eichel unverhältnismäßig groß ist gegenüber dem Gliede als solchem. Das Größenverhältnis von Eichel. und Glied entspricht genau jener Übergröße des Kopfes primitiver Figuren! Jetzt wird auch klar, weshalb die Maskenkostüme einen so außerordentlichen Wert auf die Maske selbst legen, weil sie das Symbol des lustempfindlichsten Körperteils ist." (v. Sydow, p. 102).

Ob nun der von v. Sydow mitgeteilte, für die Plastik der Primitiven angeblich allgemein bindende Kanon wirklich besteht oder nicht, das ist für unsere Frage gewiß auch wichtig. Von

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grundsätzlicher Bedeutung ist überdies die phallische Einstellung dieses bekannten Kunsttheoretikers zur Materie, Seine Selbstanalyse durch Aufdeckung eines sonst verdrängten, mit dein Eichelbilde in enger Verbindung stehenden normgebenden Zwangs-Vorstellungs-Vermögens.

Nicht weniger interessant sind die Wortbildungen, die keinem sichtbaren Vorbilde (Schlangenkopf, Eichel, Kopf, Maul) ihren Ursprung verdanken, sondern aus abstrakten Erwägungen entstanden sind. So heißt der Penis streng wissenschaftlich in seinem normalen pendelnden Zustande "membrum mortuum", das tote Glied, im Gegensatze zum gesteiften, erigierten, das das lebende "membrum vivum", genannt wird (Eberth). f'ür wahr eine ganz merkwürdige Terminologie, die den Dauerzuzustand für etwas Totes erklärt und den Ausnahmezustand des freilich von Lebenskraft strotzenden Auferstandenen als normal, als lebend bezeichnet - ein Standpunkt wie wir ihn auch bei den Negern finden. Die Nandierin sagt beim Anblick des nach dem Koitus ersclafften Penis: "nakwisha kufa". "Er ist gestorben!" Für sie ist er tot. In diesem ganzen Räsonnement steckt der phallische, exhibitionistische Gedanke, der dem Leben spendenden Phallus eine den Tod besiegende Kraft beimißt, die als ewig dauernd aufgefaßt oder- gewunscht wird.

Ähnliche Gedankengänge spielen im Seelenleben des Kindes eine entscheidende Rolle, erfüllen seine Phantasie, beherrschen sein ganzes Ich. Es beobachtet in freier Natur das gesteifte Glied der Haustiere oder im Busch das der wilden Säugetiere, auch den halbentblößten, geeichelten Penis seines Vaters oder der Erwachsenen (vgl. Noah und Cham). Es bezieht diese empfangenen Engramme unmittelbar auf sich und bemerkt, daß es bei ihm anders ist, daß ein Stück "Fleisch" das zu Entblößende verhüllt. Es will es fort haben und.zupft am Gliede. Auch scheinen lokale Reizerscheinungen (u. a. Phimose) bei der Auslösung der Onanie eine Rolle zu spielen (Kronfeld, p. 532). Es gibt ihm keine Ruhe, es quält, beängstigt das Kind und es sehnt sich nur nach dem Augenblicke, -wann es ihm endlich gelungen sein wird, die Vorhaut hinter die Eichelrinne (Sulcus retroglandularis) zurückzuziehen. Er beseitigt so auf diese Weise die infantile Phimose und führt einen "Nachakt der Geburt", wie Trusen eigentlich die Beschneidung aufgefaßt, haben möchte, aus, ganz instinktiv, man kann sagen automatisch.

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Die Masturbation ist dabei nur eine Begleiterscheinung, nicht sie gibt den treibenden Impuls zu den Manipulationen ab, sondern das Bild des Phallus;

"ob Bock und Stier oder der Mensch das Urbild für den Phallus, der zum Sinnbild des Kultes geworden, ist ganz müßig." (Kraus in Dulaure, p. 6):

"Ehe man die Bedeutung der Geschlechtsteile des Bockes würdigte, war man doch ganz gewiß auf seine eigenen gebührend aufmerksam geworden. Der Mensch schloß immer nur von sich auf andere Wesen, auf die wirklichen und eingebildeten."... "Bevor die Menschen den Stier im Tierkreise wahrnahmen, mußten sie doch wohl den gemeinen, indischen Stier gekannt haben, und da ist ihnen sicher sein kräftiges Glied aufgefallen. Wozu ein Glied dient, wußten sie aus Erfahrung und darum hielten sie den Besitzer des stärksten Gliedes als besonders geeignet, die Macht der Zeugung zu veranschaulichen. Wenn sie einen hervorragenden Menschen oder einen menschenähnlichen Gott abbildeten, vergaßen sie daher auch nicht, ihn mit einem gewaltigen Geschlechtswerkzeug als dem sichtbaren Zeichen seiner Überlegenheit jeweilig auszustatten."

Diese oder ähnliche Gedanken mögen den reifen, erwachsenen Mann beseelt haben, als er sich seinen Phallus-Gott schuf, für das Kind kommen sie nicht in Frage. Nur der optische Eindruck des denudierten Penis, den er beim Tiere öfters als beim Menschen zu sehen bekam und der auch wegen seiner beträchtlichen Größe auffallender ist, wirkte auf seine Phantasie und gab den ersten Antrieb zur Entblößung, die sonst laut Stieda (p. 261) "ohne besondere Hilfe der Hand nur bei der Erektion, dem Steifwerden des Gliedes", bei den Erwachsenen manifest wird.

Diese mechanische Entblößung der Eichel ist das Urmotiv zur Beschneidung. Sie hat die Beschneidung nicht veranlaßt, aber den Anstoß hierzu gegeben, den Boden bereit gemacht. Es ist sonderbar, wenn wir selbst bei Völkern, die ihre Kinder beschneiden, noch Gebräuche oder Gebote vorfinden, die die Denudations-Sitte klar zeigen.

"Bei manchen türkischen Familien wird gleich nach der Geburt die Vorhaut zurückgezogen und dies öfters wiederholt, um Adhäsionen prophylaktisch zu beheben." (Risa).

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Vielleicht matsturbieren aus ähnlichen Grunde die Väter ihre Kinder, worüber Tessmann (III, p. 509) berichtet:

"Onanieren ist selten, aber es herrscht bei den Ssimaku die merkwürdige Sitte, daß die Väter ihren kleinen Jungen den Penis massieren. Sie sitzen dabei auf einem der vierfüßigen Betten und nehmen das Glied des Jungen zwischen den großen und den zweiten Zeh oder kneten, wenn sie niedriger sitzen, auch das Glied mit den Händen, was die Jungen sich gerne gefallen lassen. Ich beobachtete diese Sitte verschiedene Male. Daher kommt wohl auch, daß die Kleinen wohl vier bis sechs Jahre zählten, schon alle Augenblicke Erektionen haben, die sich zwar wenig bemerkbar machen, aber doch manchmal unter den Händen verborgen werden."1)

1) Auf meine Anfrage, ob diese Penis-Massage der Ssimaku etwa eine Denudation der Eichel zum Zwecke hätte, antwortete mir Herr G. Tessmann, daß er drauf zu achten vergessen habe.

Die Begründung im Sinne einer zweckmäßigen Denudation stammt von Risa, sie wird aber ursprünglich aus einem ganz anderen, viel primitiveren Motive erfolgt sein. Preuss (p. 281) berichtet: "ein Kind, das "vom Fleisch umgeben" fettleibig ist, muß nach Max Samuel wenigstens zur Zeit der Erektion (des kindlichen Penis) beschnitten aussehen", dann braucht es nach jüdischem Ritus nicht beschnitten zu werden. Also hier zeigt sich offenbar, daß die Denudation als Ersatz der Beschneidung betrachtet wird. Die Beschneidung räumt mit der Denudation im Prinzip auf. Faktisch denudieren aber auch Knaben, die erst zur Zeit der Mannbarkeit beschnitten werden, manuell ihr Glied und es ist dabei auffallend, daß von den Älteren oder Eltern das Berühren des Gliedes mit der Hand verpönt wird (Bryk, 1, p. 118). Selbst bei den Juden gibt es übertriebene Verordnungen, die das Angreifen des Gliedes vorbeugen. So heißt es im Talmud laut Buxtorf (p. 112):

"Qui manum ad membrum (virile sc.) adhibet, abscindatur manus ejus ad umbilicum ejus."

"Selbst beim Harnen 2) darf der Penis nicht in die Hand genommen werden."

2) Die alten Israeliten harnten wahrscheinlich in der Hockstellung wie es die Neger tun. (Bryk, I, p. 49.) Diese Art des Harnens hat Reinig auch bei den islamitischen Pamir-Kirgisen und den Tadschiken beobachtet.

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"Qui prehendit membrun virile manu & mingit, perinde est acsi induceret in mundum." (Vgl. auch Wunderbar, p. 27.) Die "phallische Hand" steht auch in gewisser Beziehung zu der Denudation und Masturbation. Dulaure (p. 215) sagt:

Der ausgestreckte Mittelfinger stellt das membrum virile dar und die eingebogenen Finger zu beiden Seiten sind die Hoden. Deswegen nannten die Römer den Mittelfinger digitus impudicus oder infamis, die Griechen ---- geiler Finger, welcher Ausdruck einigermaßen dem lateinischen ähnelt und sich auf die schändlichen einst weniger als gegenwärtig im Verborgenen blühenden Übungen bezog."

Die Penis-Haut wird aber auch auf chemische Einwirkung hin denudiert. Diese spezielle Art von Retraktion habe ich bei den Nandi beobachtet. Ich schrieb darüber (Bryk, 1, p.117) folgendes:

"Bei den Halbhamiten geschieht es" (= das Onanieren) "mehr aus dem Verlangen, die Vorhaut so zeitig wie möglich zurückgezogen zu haben, damit man den älteren womöglich nahe komme, als zur Stillung der erwachten Wollust. Bei den Nandi ist es allgemein Brauch, daß sich die Buben den klebrigen Milchsaft einer wolfsmilchähnlichen Pflanze, der Yeptiringuet, auf die eichel schmieren und rnit dieser Flüssigkeit masturbieren (lat pertit). Dieses Pflanzengift ist sehr ätzend und bewirkt, daß die Eichel stark anschwillt, wodurch sich dann die Vorhaut leicht herabziehen läßt, was ja bezweckt wird. Die Buben rufen dabei aus: "Suren, suren, ce kwamon pek a metet ("werde groß, da bekommst du von mir was zu

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essen"). Die Blüten dieser Pflanze werden sonst ins Haar geklebt, die abgesonderte Milch dient dabei als Klebemittel. Jetzt kann der kleine Bursche zu einem Mädchen gehen und es versuchen."

Es handelt sich hier also offenbar-um eine künstlich erzeugte Paraphimose. Diese Behandlung scheint sehr schmerzhaft zu sein, denn als mir ein Moran (beschnittener Krieger) diese Pflanze zeigte und ich ihn aufforderte, mir die ganze Prozedur vor Augen zu führen, da zog er die Lippen nach vorne und rief ein unartikuliertes "Ooh" aus, als wollte er damit den schmerz, den das ätzende Gift hervorruft, ausdrücken. Er hat mir auch später diese Gemütsbewegung im mitgeteilten Sinne gedeutet.

Aus der einschlägigen literatur ist mir nur eine Stelle beknnt, die ebenfalls das Vorkommen von chemischer Denudation bei den Massai erwähnt. Merker (p. 345) schreibt uber "ol jogi" (Euphorbia spec.) Folgendes:

"Um einen Beschnittenen vorzutäuschen, bestreichen die Knaben mit dem Safte der Euphorbia die Glans, welche dadurch anschwillt und das Präputium zurückhält." P. 63 (nota) wird dasselbe lateinisch mitgeteilt : "Ut decisi (circumcisi) videantur pueri interdum glandem succu. herbae Euphorbiae genere, nomine "ol jogi", oblinunt. Glans tumescens prohibet, ne praeputium prolabatur."

" Merkers Erklärungsversuch, diese Prozedur hätte den Zweck einen "Beschnittenen vorzutäuschen", ist ganz unhaltbar. Denn wenn der kleine Knabe es endlich erreicht hat, daß sich das Präputium bis hinter den Sulcus glandis zurückziehen läßt, dann wiederholt er den chemischen Eingriff nicht mehr; dann sieht sein Penis immer noch nicht wie beschnitten aus, da sich dann doch die Vorhaut automatisch wieder nach vorne zieht und stets die Eichel bedeckt. Übrigens wäre es lächerlich, wenn ein kleiner Knirps einen Beschnittenen vorzutäuschen versuchte, da doch bei den Nandi und Massai der Beschnittene mindestens 14 Jahre alt, aber gewöhnlich 17 bis 18, ist, also Niemand im Ernste bei einem kleinen Buben den Zustand eines Beschnittenen erwarten würde. Er wäre ungefähr mit einem kleinen Burschen zu vergleichen, der sich mit schwarzer Kohle einen Schnurrbart malt, den aber Niemand ernst nimmt. Im übrigen sieht ein beschnittener Penis ganz anders aus, als ein denudierter. (Vgl. p. 207).

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Es ist nicht ausgeschlossen, daß die hier und da bei der Nachbehandlung, der Beschneidungswunde angewendeten giftigen Kräuter (z. B. bei den Magwamba [Jünod]) die "nicht etwa Heilkräuter sind, sondern die Wunde vergiften", ursprünglich in der Art der erwähnten Euphorbia zur chemischen Denudation angewendet und nun als "Relikt" in die Beschneidungszeremonie aufgenommen wurden. Auch in der indischen Erotik lassen sich nach Buschan (p. 239) noch ähnliche Spuren verfolgen. Sie

"kennt eine ganze Reihe von Rezepten ... die darauf hinausgehen, durch Einreibungen von scharfen (ätzenden) Pflanzenstoffen eine Entzündung, selbst Blasenbildung der Haut des Penis hervorzurufen, wodurch dieser an Volumen zunimmt."

Eine Art Übergang von manueller zur chemischen Eichel-Denudation erwähnt Jacobus X .... Bei den Einwohnern von Tahiti verwenden die Jungen ihren in der Vorhautstasche eingestauten Harn zur Auflockerung und Erweiterung der sonst an ihrer Eichel fest anhaftenden Vorhaut. Da dabei Jacobus X ... sehr interessante Angaben über die Beschaffenheit der männlichen Genitalien der Tahitianer macht, so führe ich den betreffenden Passus nach Karsch wörtlich an. Über die Genitalien des Tahitiers schreibt somit Jacobus X..., daß sie an die des Mitteleuropäers erinnern.

",,Der meist zylindrische Penis von schöner dunkelroter Färbung mit Beimischung von Ocker und Sepia hat durchschnittlich 18 (16 - 20) Zentimeter Länge bei 4-5 Zentimeter Durchmesser, selten mehr, überaus selten bis 22 Zentimeter Länge. Bei der Erektion erhärtet der Penis und steht beim 20 jährigen Tane (=Jüngling) fast aufrecht, so daß er den Leib berührt, was nach dem Gewährmann beim halbweich bleibenden Penis fast unmöglich ist. Die Eicliel ist verhältenismäßig groß. Der Hoden soll größer sein als bei irgend einer andern Menschenrasse und die Größe eines Hühnereis erreichen. Mit 15 bis 16 Jahren, selten schon mit 12 Jahren, sei er bereits so entwickelt wie beim 20 jährigen Europäeri, und habe Taubeneigroße. Obwohl wenig Bartwuchs vorhanden ist, bedecke sich doch die Scham mit reichlicher zarter und gekräuselter, schwarzer oder kastanienbrauner Behaarung. Frühreif bereite der Tane schon mit 11 bis 12 Jahren, mitunter im 10. Lebensjahre, sich auf Liebes-Abenteuer vor. Um die Eichel frei zu

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bekommen, nehme er, wenn er uriniert, die Vorhaut zwischen Daumen und Zeigefinger, wodurch für den Abfluß des Harns nur eine kleine Öffnung bleibt; indem sich der Harn staut, bildet die Vorhaut um die Eichel einen mit Harn gefällten Sack, und da der junge Bursche dies täglich oftmals wiederholt, erweitere sich mechanisch allmählich die öffnung. Genügt das nicht, die Eichel frei zu machen, schneide der Bursche das Bändchen mit einem sclarfen Feuersteine ein und heile die Wunde durch Auflegen von mit arnicaartigem Pflanzensaft getränkter Baumwolle ungefährlich und schmerzlos. Als dann beginne sofort sein Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Der Koitus wird von vorn, selten von hinten geübt. Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahre besitzt (nach demselben Gewährmanne) der Tane einen außerordentlich starken Entladungstrieb.

Ohne Denudation soll sich sonst beim Jüngling nach allgemeiner Auffassung der Ärzte die Vorhaut nicht zurückziehen, weshalb dieser Zustand als Zeichen seiner "Jungfernschaft" aufgefaßt wird. Wollsheimer (p. 21) schreibt hierüber:

"Extra omnem dubitationem apud Medicos positum, apud christianos anno aetatis 13, praeputium adeo angustum est, ut glans penis sine summo dolore denudari neqqeant, quare medici hanc praeputii angustiam intra signa virginitatis referre solent. Sicut juvenis eiusmodi quoad robur membri virilis crectionem quandoque ad concubitum aptus atque idoneus inveniatur, tamen ob praeputii angustiam eundem ipsi generationi ineptum meritu censemus."

Die Vorhaut ist somit für den Jüngling ein "Maulkorb", ein ernstes Hindernis zur Vollziehung des geschlechtlichen Aktes und wir haben gezeigt, daß sie zu einem Komplexe wird, der sein ganzes Seelenleben beherrscht.

Dieser Komplex kann oft zu sehr ernsten seelischen Depressionen und Störungen führen. In einem mir bekannten Falle war das ganze schizoide Minderwertigkeitsgefühl eines jungen Mannes auf die Unfähigkeit, seine Eichel manuell zu entblößen, zurückzuführen. Der betreffende Mann, übrigens ein sehr begabter junger Naturforscher, litt an angeborener Phimose, was leider zu spät zu seinem Bewußtsein kam; denn aIs er sich als Erwachsener demzufolge beschneiden ließ, hatte ihn das Minderwertigskeitsgefühl bereits ganz zerrüttet. Auch die

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pathologischen Zwangsvorstellungen, an der die Bugir Süd Celebes leiden, und die nach Karsch (p. 215) mit gleichgeschlechtlicher Liebe einen Zusammenhang haben sollen, haben unbedingt ihren Ursprung in dem von uns aufgedeckten Vorhaut-Komplex.

"Es handelt sich um bisweilen stundenlange, von großer Ermattung gefolgte Angstanfälle, bei denen die Kranken vermeiden, daß sich ihr Penis in den Bauch zuräckziehen wolle, 1) was den Tod herbeiführen würde, wenn nicht der Kranke oder ein anderer frühzeitig genug das Glied festhalte. Diese Vorstellung soll als Krankheit, Koro, angesehen, aber dennoch verheimlicht werden."

1) Vergleiche auch die Ausflüchte der Neu-Beschnittenen p. 49.

Hochenegg erwähnt übrigens Fälle von Kryptophallie.

Mit der Erreichung der Denudation ist aber des Mannes angsterfülltes Weh nicht erledigt. Bei dem Geschlechtsakte, ja selbst bei der ihm vorangehenden Steifung macht sich ihm der Vorhaut-Komplex wieder im negativen Sinne unbehaglich bemerkbar.

Bei der Erektion tritt die Eichel, die mit der ganzen Radix penis an Umfang erheblich zunimmt, derart aus ihrer sie umhüllenden Präputialdecke hervor, daß sich infolgedessen das Präputium allmählich bis hinter die corona glandis zurückzieht, also so weit, wie es der Jüngling mit seiner Manipulation gebracht hat. Hier macht es in der Regel halt, umrahmt mit einem "Kragen" die Eichelrinne und muß erst mit der Hand nach hinten geschoben werden, falls jener Zustand erreicht werden soll, den es während der immissio penis erhält. Dann erst fügt sich das nun völlig geglättete Blatt der Vorhaut dem Hautüberzug des Gliedes an. Der vom Vorhaut-Komplexe befangene Knabe erlebt dabei oft eine Enttäuschung, er dachte sich: die Vorhaut würde, wie es ihm das Vorbild des erigierten Hunde-, Pferde- oder Stiergliedes zeigte, noch weiter heruntergehen und bemerkt nun, daß das Frenulum, das Vorhautbändchen, an der Verwachsungstelle des Vorhautblatts mit der Glans und des Penis diesem weiteren Herunterrutschen ein Ende macht. Er kommt da auf den Gedanken das Frenulum 2) durchzuschneiden. Vielleicht hat er auch davon schon früher

2) Bei verkürztem Frenulum, durch welches bei Erektion die Glans Penis gekrümmt wird, wird die Immission erschwert.

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von seinen älteren Leidensgenossen gehört, daß es bisweilen infolge seiner Kürze während des Begattungsaktes reißt.

"Die Kayapo tragen einen Stulp, den sie auf dem praeputium befestigen, nachdem sie das frenulum mit einem Taquaraspahn durchschnitten haben." (Kissenberth nach Koch, p. 110.)

Aus der Literatur sind mir noch Frenulum-Durchschneidungen, bei den Einwohnern der Loyalty-Inseln (Sarasin) und, wie wir eben mitteilten, bei den Tahiti-Insulanern bekannt. Daß bei den letzt genannten die Durchschneidung des Frenulum sogar in direkter Abhängigkeit von der Denudation der Eichel steht, das deckt uns den Grund jener merkwürdigen Verstümmelung auf Nun schreitet der Jüngling zum Geschlechtsakte.

Kobelt (p. 18) behauptet, daß sich wie beim Hengst mit seinem Eichelteller die menschliche Eichel in der Vagina um ihren Durchmesser, wenn auch im geringeren Grade als beim Hengste vergrößere.
"Erst auf die Einwirkung des äußeren Friktionsreizes im Begattungsgeschäfte erreicht also die Eichel (insbesondere die corona glandis) ihre vollkommene Entfaltung und nun hiermit tritt sie in das zweite Stadium der Wollust-Erregung, nämlich in die der Verwirklichung des eigentlichen Wollustkitzels selbst und dieser steigert sich unter stets dringenderem Reizbedürfnisse bis zum höchsten Grad des östrus, der die ejaculatio seminis zur unmittelbaren und endlich die Erschlaffung zur mittelbaren Folge hat."

P. 60 schreibt Kobelt: "Beim weiteren Vordringen gleitet die scharf vorspringende Eichelkrone über den Wall der beiden bulbi durch einen plötzlichen Ruck hinweg und dieses ringförmige Polster umfaßt nun den Hals und Körper der Rute wie ein Pferde-

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kummet den Hals des Pferdes, hinter welchem die Eichelhaut mit der elastisch zarten Ausfüllung des Scheidenrohres in innige Berührung tritt."

Kobelt erwähnt auffallender Weise mit keinem Worte die Rolle der Vohaut während der Kopula; für iln existiert sie offenbar als akzessorisches Organ während der rhythmischen Friktionen nicht. Auch sonst konnte ich trotz Bemühungen keine Auskunft aus der Literatur hierüber ermitteln. Nur bei Adler fand ich eine Andeutung in der gewünschten Richtung, die ich folgen lasse. Sie bestätigt meine Beobachtung.

"Wenn es demnach unbestreitbar feststeht, daß der Kitzler speziell seine Eichel, ein absolut unentbehrliches Postulat für die Entstehüng des höchsten Wollustgefühles auf keinen Fall bildet, so bedarf doch ihre anatomische Bevorzugung mit so besonderem und reichen Nervenmaterial einer eigenen Erklärung. Mir scheint es viel plausibler, daß diese bei beiden Geschlechtern so sehr nach außen hervortretenden Sammelstellen feinster Nerven-Enden den Weg weisen, daß überhaupt durch Frilktion an den Genitalien ein besonderer Zustand hervorgerufen werden kann, wenn erst einmal das dunkle Ahnungs-Gefühl des Geschlechts-Triebes verstohlen sich gemeldet hat. Beide, glans penis und glans clitoridis, haben ihr verschiebliches Haut-Dach, ihr Präputium. Aber dieses fasse ich nicht als einen Schutz auf, der ängstlich die Sensibilität der feinen Nerven-Enden zu hüten und zu bewahren hat, wie von anderer Seite oft erklärt wurde - wo blieben sonst Juden, Türken und alle Mohammedaner, die sich trotz Beschneidung im Gegenteil durch große Sinnlichkeit auszeichnen! - sondern ganz entgegengesetzt als unabsichtliches natürliches Erregungsmittel. Es ist unvermeidlich, daß bei den mannigfachen Bewegungen des Körpers auch diese Hautfalten bewegt werden, und befinden sich die Geschlechtsteile im erregungsfähigen (erektions-ähnlichem) Zustande, so gibt die Natur hiermit die Richtung an, auf welchem Weg der vorhandene Trieb einen naturgemäßen Verlauf zu nehmen imstande ist. ich wage noch weiter zu gehen und glaube, daß auch das typische Eichelsekret, welches sich gerade an diesen Falten so reichlich als smegma praeputiale bildet, ein Glied in der Kette der natürlichen Reize bildet, welche das

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lndividuum instinktiv auf die Befriedigung des Geschlechtstriebes hinleitet."

Ich selbst habe darüber anläßlich des physiologischen Motives unter den Erklärungsversuchen bereits berichtet (Bryk, I, 55). Hiernach erleidet der bei der Kotierende bei der Enge der Vagina bisweilen Schmerzen, weil seine Vorhaut, die zur Verdickung des Radix-Volumens doch etwas beiträgt, eingeklemmt wird. Es können dabei sogar, wie Waldeyer (p. 653) hervorhebt "geringfügige Verletzungen der Vorhaut, Eichel und namentlich am Frenulum, insbesondere, wenn dieses zu kurz ist" vorkommen. Viel gewöhnlicher aber ist es, daß bei nicht zu enger Vagina entweder die anfangs nach rückwärts bei ganz ausgeglätteter Hautdecke des Penis "verschwundene" oder sonst hinter der Eichelrinne verschobene Vorhaut sich bei den Friktionen des Rhythmus nach vorne über den Sulcus hin und her verschiebt, wodurch der Kontakt mit der Reibungsfläche der Eichelhaut ein inniger wird, was zur Beschleunigung der Ejakulation direkt beiträgt, da sich ja rings um den Eichelhals die empfindlichsten Wollustzentrem (1) des Mannes befinden, die nun so stark gereizt werden. Diese Beschleunigung kann natürlich beiden Partnern nicht erwünscht sein. Anfangs, in der Hitze des jugendlichen Eifers und bei, der ego-zentrischen Sexual-Einstellung macht sich der Jüngling nicht viel daraus, aber mit den Jahren, besonders wenn sich die Vorboten der Präimpotenz einstellen, da wird nun die mit dem Vorhaut-Komplex wieder zur Erscheinung tretende seelische Depression akut und was liegt da näher, als an eine Abhilfe zu denken? Natürlich auf magischem Wege: man opfert das gerne den Göttern, was einem behinderlich ist,- was man los sein will.

1) Nach Buschke deuten die ab und zu dort erhaltenen sichtbaren Papillen daraufhin daß die Glans einen "Hornüberzug besessen hatte, der allmählich verloren ging."

Es ist auch möglich, daß das ofte Vorkommen von "beschnitten geborenen" Kindern den Neurotiker auf den Gedanken der

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Überflüssigkeit des Präputiums gebracht haben konnte, wie das Niebuhr (p. 79) voraussetzt. Es mag dabei das Fehlen der Vorhaut bei beschnitten Geborenen den Autochthonen davon überzeugt haben, "daß die Vorhaut von keinem Nutzen sei. Und weil man sie bisweilen zum Beischlaf hinderlich fand, so kann dies die Beschneidung verursacht haben."

Es läßt sich auch annehmen, daß die erste operative Beseitigung der Phimose den direkten Anlaß zur incisio oder circumcisio gegeben hat, aber jedenfalls mußte das Seelenleben des erotisch hinreichend Beängstigten und Gemarterten schon reif für diese Selbstkasteiung gewesen sein, ehe die sekundären, äußeren Anstöße zur Tat getrieben haben konnten. Auch ohne sie, ohne Vorbild, würde und mußte folgerichtig der von Jugend an im Banne des Vorhaut-Komplexes stehende, jetzt alternde Mann auf die Beseitigung seines Quälgeistes gekommen sein. Durch die Beseitiguiig des Praeputiums müßte sich die erogene Zone von selbst mehr wurzelwärts verschieben.

Es ist kein Zufall, daß nach dem israelitischen Mythos der erste Mann, der sich beschneiden ließ, kein Kind, kein Knabe, kein junger Mann war, sondern der neunundneunzigjährige Abraham, bei dem sich schon die Vorboten der Impotenz bemerkbar machten, der aber noch ein Kind haben wollte. Ich stütze mich ferner auf eine Aussage der Neger aus Zentralafrika, die mir der bekannte Forschungsreisende Dr. Arnold Schultze mitteilte, derzufolge ihm die Bagandi, die sich erst zwischen dem 20. bis 25. Jahre beschneiden lassen, erklärten, sie ließen sich erst dann beschneiden, "wenn sie nicht mehr richtig, konnten". Es ist auch bekannt, daß bei Unbeschnittenen eine übergroße Sensibilität der Eichel zu einer Art von Impotenz führen kann. Bloch (p. 498) berichtet darüber:
"Sehr eigentümlich und eine Art von Analogie von Vaginismus der Frauen ist die Impotenz durch übergroße Schmerz-Empfindlichkeit der Eichel oder örtlichen Entzündungsvorgänge (Eicheltripper). Die Schmerzen beim Koitus sind bei diesem Zustande oft so heftig, daß die Betreffenden jeden geschlechtlichen Verkehr aufgeben. (1)

1) Auch die nach der zum ersten Male geglückten Denudation entblößte Eichel ist derart empfindlich, daß Knaben das Masturbieren infolge der Schmerzen, für einige Zeit aufgeben. (B.)

Das Versagen der männlichen Potenz beim Koitus, das oft nur

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vorübergehend ist, hat natürlich schon den primitiven Völkern zum Nachdenken Anlaß gegeben, ich erinnere nur an die vielen Aphrodisiaka, die die Volksheilkunde kennt. Im indischen Eros begegnet man wiederholt Anspielungen auf die Maßnahmen gegen die unwillkommenen Vorboten der Impotenz. Sehr merkwürdig (1) sind die Vorkehrungen der Chinesen mit der Eigenblutbehandl-ung des Penis:

1) Aus der europäischen Folklore ist mir ein Instrument gegen Impotenz bekannt, das freilich nur im Spotte empfohlen wird, aber vom psychogenen Standpunkte von gewissem Interesse ist. Wenn einer nicht mehr kann, sagt der Pole, möge, er sich einen "Kolbuszower Löffel, (Kolbuszowska Izyka) anschaffen. Kolbuszowa in Galizien war bekannt durch seine ausgezeichneten Drechsler und Holzschnitzer. Der betreffende Löffel besteht aus zwei Schöpfern un einem Griffe in der Mitte. Die beiden Schöpfer werden unter das Skrotum, der Löffelgriff unter den schlaffen Penis gestützt. Aus ähnlichen Erwägungen ist wohl die neue Erfindung eines Penishalters "Amor Star" entstanden.

"Der Chinese, für den die geschlechtliche Betätigung einen so wichtigen Teil seines Seins bildet, ist natürlich mit allen Mitteln darauf bedacht, seine Potenz zu erhalten und zu steigern. Es gibt unzählige mehr oder weniger unsinnige Kunstgriffe und Medikamente, die diesem Zweck dienen. Von letzteren sind am gebräuchlichsten gepulverte Hirschgeweihe und Tigerknochen oder gar Tigerfleisch und die berühmte GinSen-Wurzel.. Eines scheint noch besonders erwähnenswert und erfolgreich, nämlich eine lokale Eigenblutbehandlung des Penis, nicht mit Injektion, die an dieser Stelle wenig zu empfehlen sein dürfte, sondern mit der altchinesischen Kneif-methode. Entlang dem Peniskörper werden in die Haut 1-2 etwa markstückgroße dunkelblaue Blutherde herausgekniffen und nach 12-24 Stunden zeigt sich eine ganz wesentliche Steigerung der geschlechtlichen Reaktionsfähigkeit, wahrscheinlich bewirkt durch die Reizwirkung des extravasalen Blutes und den zu dessen Resorption vermehrten Blutzustrom. Vielleicht kann mit diesem äußerst einfachen Mittel auch noch manchem älteren Herrn zu Hause zu einer kleinen Freude verholfen werden." (Hartmann.)

Der primitive Mensch hat es bald herausbekommen, daß man durch allerlei Manipulationen oder Eingriffe im positiven Sinne auf die Vervollkommnung der Kopulationsmechanik oder sogar ihre Raffinierung einwirken kann. Die chinesische Eigenblut-

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behandlung ist nur eine Etappe in dieser Richtung. Der Inselbewohner von Sumatra geht weiter: er kneift seine Penishaut nicht, sondern implantiert in sie eine Anzahl von Steinchen oder Silber- und Goldplättchen.

Das Verfahren der Implantation wird nach Hagen von den herumziehenden einheimischen Medizinverkäufern auf folgende Weise ausgeübt:
"Die Haut des männlichen Gliedes (nicht auch das Präputium) wird in der Weise mit den Fingern ausgespannt, daß sie etwas nach hinten gegen die Schamlage und stark zur Seite gezogen wird. Dann schneidet man sie mit einem scharfen Messer in der Länge von etwa 2 cm völlig bis auf die Fascie ein und schiebt nun durch den so entstandenen Schnitt ein kleines, meist etwa 1 cm großes, oft aber auch doppelt so großes weißes Steinchen von prismatischer Gestalt mit abgerundeten Kanten in das Unterhautzellgewebe; dann läßt man die Haut los, die, vermöge ihrer Elastizität in ihre frühere zurückkehrend, sich über das Steinchen hinschiebt, so daß dasselbe schließlich 1-2 cm, von der Schnittwunde entfernt unter der Haut sitzt, wodurch ein Heraus-Eitern verhütet wird. Doch scheint das Letztere bei dem sicher in hohem Grade stattfindenden örthelien Reiz nicht immer zu gelingen: der Mann, dessen auf solche Weise verunstaltetes Glied ich sah, hatte sich diese Steinchen vor etwa 25 Jahren einsetzen lassen, um, wie er sagte, den Weibern zu gefallen, die "wie närrisch" auf einen solchen Mann seien. Es waren ursprünglich 10 solcher Steinchen, aber nur noch vier waren vorhanden; die übrigen sind im Laufe der Zeit, wie er sich ausdrückte, verloren gegangen resp. herausgeeitert. Der nämliche Mann erzählte mir ferner: vornehme und reiche Radjahs der Tobahländer ließen sich statt der weißen Steinchen solche von Gold oder Silber einsetzen. Diese Sitte kommt nur vereinzelt vor."

Aus der Sagenwelt der Af'rikaner läßt sich schließen, daß den afrikanischen Negern auch eine Art von Implantatio im Unterbewußtsein vorschwebt. In einer Fabel läßt sich der Spinnenmann "vom Schmiede noch einen eisernen Dorn für sein Glied machen". (Frobenius L., Das schwarze Dekameron, p. 273 (1910). Man kann auch an anderer Stelle die künstlichen Reizorgane anbringen. Die Eichel wird durchbohrt und in das

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Loch wird ein die Reibfläche der beiden Bulbi stärter angrefender Fremdkörper gesteckt. So entstanden "Ampallang" und "Kambiong". Anläßlich der Besprechung der Reizorgane beim männlichen Gliede der Tiere bemerkt Meisenheimer (p. 342):
"Daß alle diese Bildungen nun wirklich einen sexuellen Reiz ausüben, dazu sei mir noch eine Beweisführurig aus der SexualPsychologie des Menschen gestattet. Beim. Menschen wirkt ja, ganz so wie bei den meisten Säugetieren, das starre feste Begattungsglied, mit seiner aufgetriebenen Eichel schon für sich als wollustförderndes Reizorgan. Aber nicht immer genügt das. Ich will hier nicht reden von den mannigfachen Vorrichtungen, welche als Produkte überfeinerter dekadenter Kultur ersonnen worden sind, ich will'hier vom allgemein üblichen Gebräuchen primitiver Naturvölker sprechen.
Fig- 20. Penis eines Eingeborenen von Celebs mit Kambiong und Borstenring (nach von Miklucho-Maclay).

Da ist es bei den Dajaks von Borneo und bei den Bewohnern von Nord-Celebes Gebrauch, daß die Männer ihre Eichel oberhalb der Harnröhre quer durchbohren und in den derart künstlich hervorgerufenen Querkanal vor dem Beischlaf ein metallenes Stäbchen einfuhren, das an beiden Enden eine Kugel trägt, von denen die eine zur Einführung des Stäbchens abnehmbar ist. Der Apparat hieißt auf Borneo Ampallang, auf Celebes Kambiong, und sein Gebrauch ist so allgemein, seine Wirkung so geschätzt, daß die Dajakfrauen direkt ein Recht darauf haben, vom Manne das Anlegen dieses Apparates zu fordern. Seine Weigerung ist ein Scheidungsgrund. Damit nicht genug. Auf Celebes wird die Reizwirkung des Kambiong dadurch weiter unterstützt, daß um den Eichelrand noch dazu die Lidränder eines Bockes samt den Lidborsten, gebunden werden (Fig. 20), welches Mittel auf Java durch Streifen von Ziegenfell ersetzt wird. Ähnlicher Vorrichtungen

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scheinen sich die Araukaner Südamerikas zu bedienen, sie wenden an der gleichen Stelle kleine Bürstchen aus Pferdehaaren, die sogenannten Geskel, an."

Auf Capul, einer der Sulu-Insüln wurde die perforatio glandis schon im Jahre 1588 von Thomas Candisch aufgezeichnet. Seine Matrosen bemerkten
"bei den männlichen Eingeborenen eine merkwürdige Art von Infibulation; jedem männlichen Kinde wurde nach der Beschneidung ein Nagel von Zinn durch die Eichel der Rute getrieben die Spitze des Nagels war gespalten und dann umgebogen der Nagelkopf bildete ein Krönchen; die durch das. Eintreiben des Nagels verursachte Verwundung heilte im Kindesalter, ohne dem infibulierten kind viel Pein zu bereiten; die Leute zogen den Nagel heraus und steckten ihn je nach Bedarf und Gefallen wieder in die Eichel. Um sich von der Richtigkeit dieser Tatsache selbst zu überzeugen und wohl auch aus begreiflicher Neugier, machten die Begleiter von Candisch selber die Probe des Ausziehens und Einsteckens des Nagels, bei einem der Söhne des Häuptling's (Kaziken.), einem zehnjährigen Knaben. Diese Sitte oder Gewohnheit war angeblich auf Betreiben der Weiber eingeführt worden; als diese nämlich sahen, daß die Männer stark der Sodomie (Päderastie) ergeben waren, unterbreiteten sie den Häuptlingen ein Gesuch und erlangten für die Zukunft den Gebrauch .der beschriebenen Infibulation, um der für sie so großen Unannehmlichkeit vorzubeugen." (Karsch, p. 217-218).

Man sieht aber nicht leicht ein, wieso und warum dieser Beschuß gerade nur bei homoerotischen Liebes-Akten hinderlich sein konnte, aber bei normalen außer Wirksamkeit treten könnte. Offenbar handelt es sich um eine kambiong-ähnliche Vorrichtung.

Aus diesen Beispielen muß Jedem klar werden, daß aus rein erogenen Gründen der Mensch zur Verstümmelung des Penis zu schreiten vermag. Beim "Ampallang" und "Kambiong" muß er sich dabei der schmerzhaften Operation der Durchbohrung der Glans (perforatio glandis) unterziehen.

Das Durchbohren der Eichel soll aber auch ohne den deutlich zutage tretenden Zweck der Steigerung der libido sexualis beim

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Koitus ausgeführt werden und rein ein plastischer Ausdruck der Selbstkasteiung sein.

Motilinia berichtet von den Leuten von Teoucan, Teotetlan und Cozcatlan, »
"daß die jungenheiratsfähigen Männer sich den Penis durchbohrten und unter der Haut ein fingerdickes Seil von 10-20 Ellen Länge durchzogen, und wer dabei ohnmächtig wurde, von dem sagte man, daß er schon gesündigt und mit Weibern Verkehr gehabt habe. Genau so hören wir aus Yucatan, daß dort sich die Büßenden gelegentlich in Reihe aufstellten, ein jeder sich den Penis (1) quer durchbohrte und dann eine Schnur, so lang wie möglich, durch die Glieder der sämtlichen in Reihe aufgestellten Büßer gezogen wurde." (Seler.)

1) Offenbar die Eichel. (B.)

Das Durchziehen der Schnur durch die Glieder wie durch ein Nadelöhr soll , wohl das Zusammengehörigkeitsgefühl der betreffenden Männerklasse symbolisieren; vielleicht liegt diesem "Bündnisse" sogar ein homoerotischer Gedanke zu Grunde?

Wir haben nun die psychischen Vorgänge im Sexualleben des Mannes vom Erwachen des Triebes bis zur seelischen Depression des Neurotikers zu schildern versucht und die Beschneidung in einen direkten Zusammenhang mit oder in eine Abhängigkeit von ihnen gestellt. Seine von der "Allmacht des Gedanken" hervorgerufene Suggestibilität bürgte für die Wirkungsfähigkeit des künstlichen Retardierungsmittels.

Die Beschneidung ist aber keine Versicherungs-Police gegen Impotenz. Eines Tages bemerkt Abraham oder ein anderer Alter, daß trotz der Beschneidung die erotische Energie allmählichh zu versagen beginnt; und da beseelen ihn ungefähr folgende Gedanken:

"Das Weib kann immer, wenigstens vom physiolosischen Standpunkte, empfangen und dem Manne spielt die Tücke des Schicksals so oft in der erotischen Bereitschaft einen Schabernack,. Wie gut hat es da das Weib? Wie wäre es, wenn ich mich in ein Weib verwandelte."

Also ein rein bisexueller Gedanke, der vielleicht schon infolge homo-erotischer Anlage aufkam. Er verstümmelte nun weiter

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sein Glied, ergreift ein Steinmesser, schlitzt sich mit ihm die Harnröhre vom Skrotum bis zur Eichel auf, ,erweitert die Wunde mit seinen Fingern, bis schließlich sein Glied in eineVulva verwandelt wird. Jetzt kann er beides sein: Mann und Weib.

Mit der Ausführung der Introzision hat der Beschneidungs-Gedanke vom physiologisch-erotischen Standpunkte den sEndpunkt seiner völligen Entwicklung erreicht: er konnte sich nur noch in psychischer Richtung verändern, umbilden, vertiefen, indem er den urspriinglichen Zweck verdrängte und an seine Stelle neue Momente schuf, je nachdem, welchen Kulturkreis er bei seiner Einwanderung antraf. Auf diese Weise hat sich imi Laufe der lange Zeit der ursprüngliche Sinn der Beschneidung geändert wie es am anschaulichsten der mosaische Jahwekult zeigt. Ganz richtig sagt Gunkel: (p. 17): wir dürfen nur fragen, was sich etwa das historische Israel bei dieser Sitte gedacht hat, wobei wir von vorne herein die Möglichkeiten ins Auge fassen müssen, daß dieser spätere Sinn von dem ursprünglichsten ganz verschieden ist, ferner, daß noch in historischer Zeit die Auffassung von diesem Brauch gewechselt hat, schließlich, daß man nach alter Gewohnheit den Brauch vollzogen hat, ohne sich überhaupt besonders viel dabei zu denken.

DIE EINBURGERUNG DES BESCHNEIDUNGSBRAUCHES UND SEINE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG

Wie jede gute Erfindung sofort in die Wohlfahrts-Einrichtung des Statskörpers einverleibt wird, so erging es auch der Beschneidung. Und je nachdem, welchen Kulturkreis sie schnitt, erhielt sie ein ihm entsprechendes Gepräge und eine ihm angemessene Bedeutung.

Anfangs beschnitt der Vater seine Söhne: die Beschneidung war eine rein familiäre Angelegenheit. Die primitive Gesellschalt wußte sie aber sofort anderwertig aufzugreifen: die Knabenweihen waren bereits vorhanden, die Beschneidung konnte da glänzend als Hauptnummer in sie eingefügt werden. Die Lösung der Sexualfrage gab schon damals dem Menschen, der sich aus dem anarchischen Chaos auf eine geordnete Stufe

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emporschwingen wollte, Anlaß zu sozialen Maßnahmen, er führte eine Kontrolle über die mannbaren Jünglinge ein, ihr ungebändigter Geschlechtstrieb mußte und sollte durch die primitive Form der Ehe eingedämmt werden. Nichts war da willkommener als gerade die Beschneidung: man konnte den Jüngling geradezu aichen: beschnitten hatte er von der Gesellschaft einen sichtbaren Stempel für die Bewilligung der Ehe und für seine Reife. (1) Unbeschnitten war er noch ein Kind, unrein, ein Neutrum. Bei vielen Völkern erscheint der Besehneidungskandidat oder Novize in Frauenschmuck (Nandi, Bryk, 1, p, 57), bei den Sulka (Rascher) wird er wie eine Braut behandelt; er antwortet auch auf Anruf mit keinem männlichen Laute, sondern noch mit dem gleichen, wie die Weiber (Bryk, 1, p. 47). Er ist eine Zwischenstufe.

1) Die Einführung des Beschneidungsbrauches setzt eine Zeit voraus, in der die Menschen noch im Zustande der Nacktheit einhergingen. (Westermarck (p. 234); Reinhardt.)

Die Beschneidung hat aber auch ihre empfindlichen Nachteile. Sie schmerzt und endete damals öfters als jetzt mit nicht beabsichtigten, schweren Verstümmelungen, ja sogar Todesfällen. Hierüber gibt es in den jüdischen Vorschriften Anhaltspunkte. Diesen zufolge darf mit einem Instrumente aus Pflanzenrohr nicht beschnitten werden, weil (erfahrungsgemäß) "ein Stück der Rute abgeschnitten" werden könnte. Noch merkwürdiger ist die, Bestimmung, die Preuß (p. 285) mitteilt, die sich höchstwahrscheinlich auf die Beschneidung von Blutern bezieht:

"Sind nach R. Jehuda zwei, nach R. Simeon Ben Gamliel drei Kinder derselben Mutter an den Folgen der Beschneidung gestorben, so hat die Beschneidung des später geborenen dritten resp. vierten Kindes zu unterbleiben. Dasselbe gilt, wenn von drei Schwestern je ein Kind gestorben ist."

Ich glaube, der Tod eines Kindes hätte schon ausgereicht, um diese Bestimmung in Kraft treten zu lassen.

Es ist kein Wunder, daß die mannbare Jugend in Anbetracht des Schreckens, den die Beschneidung ausüben mußte, sich gegen die Einbürgerung dieses neuen Brauches widersetzte. Es läßt sich geradezu genau verfolgen, selbst bei den Juden, wie lange es dauerte, bis sich die Beschneidungs-Sitte richtig eingebürgert hat. Die Jugend sträubte sich allgemein dagegen und

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mußte erst mit Peitschen, Todesdrohungeri und Martern dazu getrieben werden.

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Chapter Three
ANTHROPOLOGY
The Origins of Routine Male Circumcision
Phimosis Through the Ages
Bryk

reference: https://www.male-initiation.net/anthropology/bryk/bryk_de5.html
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